Auch wenn die unten etwa drei Meter dicken Mauern des Blauen Turmes ausreichten, um das mittelalterliche Pyramidendach zu tragen und auch für den barocken Turmhelm noch stabil genug waren, so bekam das Mauerwerk nach und nach Risse. Denn so stabil die Mauern von außen wirken, bestehen sie nur aus zwei Mauerschalen, deren Hohlraum mit Bruchsteinen und Mörtel aufgefüllt wurde. Nach dem Brand von 1848 erhielt der Turm einen schwereren neugotischen Helm und vier steinerne Ecktürmchen, die das Gewicht vor allem auf die Außenschalen erhöhten. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden erste Eisenbänder um den Turm gelegt. Als diese zu rosten begannen, waren in den 1970er Jahren weitere Sanierungsmaßnahmen nötig. Nach dem Brand 1984 wurde eine Betonschale, die sogenannte „Türmertasse“, über der Türmerwohnung eingebaut. Sie soll im Falle eines weiteren Brandes den herabfallenden Schutt des Turmhelms auffangen. Die Folge: eine weitere Lasterhöhung für den Turmunterbau.

Im Jahre 2014 wurden erneut sich vergrößernde Risse im Mauerwerk festgestellt und der Blaue Turm für die Öffentlichkeit geschlossen. Nach nunmehr rund sechs Jahren umfangreicher Stabilisierungsmaßnahmen zur Rettung des Blauen Turmes wurde dessen Wiedereröffnung am vergangenen Samstag gefeiert. Besucher können nun nicht nur wieder die schöne Aussicht auf unsere Stadt und das Neckartal genießen, sondern auch während des Aufstiegs gibt es Neues zu entdecken. So werden auf zwei Etagen die Geschichte des Turmes, die Brände und die Türmertradition dokumentiert. Und natürlich wird auch auf die neuesten Baumaßnahmen eingegangen, in deren Folge der Turm 80 große Spannanker, 1290 Nadelanker, 30.000 Injektionen und außen 900 Quadratmeter Fugen erhielt. All das machte ihn weitere 300 Tonnen schwerer.

Und ganz nebenbei ermöglicht der vollständige Wegfall des Gerüsts, das das Wahrzeichen der Stadt jahrelang versteckt hielt, nun endlich auch wieder uneingeschränkte Fototouren durch die Altstadt.